Die Energiegenossenschaft Starkenburg wird am 15. Dezember ein Jahr alt. Von 13 Gründungsmitgliedern ist die unabhängige Bürgergenossenschaft mittlerweile auf rund 370 Personen angewachsen. „Eine solch stürmische Entwicklung hätten wir uns nicht träumen lassen. In unserem ersten Geschäftsplan, war damals von höchstens 50 Beteiligten bis Ende 2011 die Rede“, erinnert sich Vorstandsmitglied Micha Jost.
Angetreten war man in der Absicht konkrete Klimaschutzprojekte gemeinsam mit den Menschen vor Ort umzusetzen – und die Bürger der Region zogen engagiert mit.
Neben dem eingängigen Beteiligungskonzept, lag ein Teil des Erfolgs sicher auch an allgemeinen politischen Rahmenbedingungen der letzten Monate.
„Da wirkte natürlich auch der `Fukushima-Effekt´, verbunden mit der sich daran anschließenden Energiewende und in jüngster Zeit die Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Das hat uns einen zusätzlichen Schub gegeben“, vermutet Andreas Guthier, Mitglied des Aufsichtsrates aus Heppenheim, dem Sitz der Organisation.
Mittlerweile ist das Projektvolumen der Starkenburger auf 4,2 Millionen Euro angewachsen. Zum Anlagenbestand gehören derzeit drei Photovoltaikanlagen mit einer Anschlussleistung von insgesamt 300 Kilowattpeak und ein Bürgerwindrad mit zwei Megawatt Leistung auf der Neutscher Höhe, das in der vergangenen Woche seine Stromproduktion aufgenommen hat.
Gemäß dem Motto „Wer draufschaut, der soll auch den Nutzen haben“, wurde das erste genossenschaftliche Bürgerwindrad der Region auf den Weg gebracht.
„Mehr als 250 Menschen haben sich hier beteiligt“, berichtet Vorstandsmitglied Jost vom bislang größten Projekt.
Die Energiegenossenschaft Starkenburg arbeitet unabhängig und überparteilich. Vorstand, wie auch Aufsichtsrat, engagieren sich ehrenamtlich.
„Zum Glück können wir die Arbeit derzeit auf recht viele Schultern verteilen, aber wir werden uns angesichts der dynamischen Entwicklung mit der Frage eines künftigen Personalausbaus auseinandersetzen müssen“, so Vorstandsmitglied Georg Schumacher, der in Wald-Michelbach zu Hause ist und die Projekte im Überwald maßgeblich vorangebracht hat.
Für die nächste Zukunft sehen die Energiegenossen in der Windenergienutzung ein großes Aktionsfeld.
„Wir beobachten, dass einige Kommunen in Südhessen das Thema klug und energisch vorantreiben. Die umfassende Bürgerbeteiligung wird dabei zu einem zentralen Erfolgsgaranten“, beschreibt Aufsichtsrat Andreas Guthier die Erfahrungen der letzen Monate.
Auch am Stammsitz Heppenheim planen die Starkenburger einen Bürgerwindpark. Unter dem Projektnamen „HeiKe“ (Heiligenberg/ Kesselberg) könnte ein interkommunales Projekt entstehen. Heppenheim, Bensheim und Lautertal wären hier beteiligt. Rund 2 Jahre werden dabei für Planung und Genehmigung bis zur Umsetzung veranschlagt.
Rechtzeitig zum Hessentag im Jahr 2014 in Bensheim – von der Kommune bereits als klimaneutrale Veranstaltung angekündigt – könnte das Bürgerprojekt abgeschlossen sein.
„Wenn es nach uns geht, kommt HeiKe zu Hessentag. Bensheim entstehen dabei keinerlei Kosten – im Gegenteil, über Pachten und Gewerbesteuern ist das Projekt auch für`s klamme Stadtsäckel sehr lukrativ“, fasst Vorstandsmitglied Jost abschließend die Vorteile des Bürgerwindparks zusammen.