Fünf Jahre Energiegenossenschaft Starkenburg – Bürger engagieren sich für die Energiewende in der Region

Am 15. Dezember feiert die Energiegenossenschaft Starkenburg (ES) ihren fünften Geburtstag. Angetreten waren die Gründer Ende 2010 in der der Absicht, einen eigenen Beitrag zur  Energiewende in der Region zu leisten. Noch vor der Reaktorkatastrophe von Fukushima wollte man den Ausbau der Erneuerbaren Energien gemeinschaftlich vorantreiben. Was damals  mit 13 Bürgern am Stammsitz in Heppenheim anfing, ist inzwischen zu einer Gemeinschaft von 730 Personen angewachsen. Über 11 Millionen Euro haben die Starkenburger seit ihrer Gründung in Sonne, Wind und Biogas investiert.

Wenn Micha Jost, Gründungsmitglied und Vorstand der ES, in der Heppenheimer Geschäftsstelle auf seine Projektlandkarte blickt, schaut er auf 19 bunte Fähnchen. Jedes einzelne steht für ein Projekt der ES. Gelb markiert sind die Solardächer – SolarSTARK 1-14 heißen die Photovoltaikanlagen. Blau leuchten WindSTARK 1-4. Es sind die beiden Bürgerwindräder und Beteiligungen an Windparks. Das grüne Fähnchen zeigt auf die Biogasanlage in Lorsch, die seit letztem Jahr auch zum Portfolio gehört.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten der Energiegenossen liegt dabei im Kreis Bergstraße mit insgesamt 13 Anlagen, davon allein drei in Heppenheim.

„Wir hätten damals nie gedacht, dass die Genossenschaft einmal solche Dimensionen annehmen würde – für uns war es zunächst eine Art Hobby“, erinnert sich Jost, der seit Anbeginn dem Vorstand der ES angehört. „Aber durch das Interesse und die Unterstützung der Bürgerschaft hat sich eine Dynamik entwickelt, die wir dann nicht mehr bremsen konnten und wollten“, sagt der gelernte Agraringenieur. Seit diesem Jahr hat er seinen sicheren Arbeitsplatz in der Kommunalverwaltung mit einer neu geschaffenen Stelle bei der Energiegenossenschaft getauscht.

Mit ihren Energiemix aus Photovoltaik, Wind und einer Biogasanlage erzeugen die Starkenburger mittlerweile jährlich rund 11 Millionen Kilowattstunden Strom, genug um rechnerisch 11.000 Energiesparer mit klimaneutralem Öko-Strom versorgen zu können. Aber auch im Bereich der regenerativen Wärmeerzeugung kommen stattliche 1,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr zusammen. Damit werden rund 150.000 Liter Heizöl ersetzt.

Die meisten Projekte wurden zu 100% mit Bürgergeld finanziert. Dabei achten die Genossen sehr darauf, dass zunächst immer die Bürger vor Ort zum Zug kommen.

„Die Verbindung zwischen der Bevölkerung und dem lokalen Projekt ist uns ein großes Anliegen“ unterstreicht Jost, „bei uns haben die Menschen vor Ort stets den Vorrang bei einer finanziellen Beteiligung“, so der ES-Vorstand.

Noch immer ist die Warteliste für eine Aufnahme in die ES lang, denn das Interesse der Bürger ist weit größer als es die Projekte zulassen. Mitgliederzuwachs gibt es nur in Verbindung mit neuen Anlagen.

Das Prinzip einer Genossenschaft gehört für die Starkenburger zu der idealen Geschäftsform, um mit vielen Menschen etwas zu erreichen. Hier hat jedes Mitglied das gleiche Stimmgewicht, egal wie viel Geld investiert wurde. Eine durch und durch demokratische Struktur. Außerdem ist eine jährliche externe Kontrolle des Geschäftsbetriebs verpflichtend. Genossenschaften zählen daher zu der insolvenzsichersten Unternehmensform in Deutschland.

Für kommendes Jahr hat sich die ES auch wieder einiges vorgenommen – sowohl bei der Photovoltaik als auch bei der Windkraft. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass zum sechsten Geburtstag noch ein paar mehr Fähnchen auf unserer Projektlandkarte stecken werden – denn in Sachen Klimaschutz gibt es noch sehr viel zu tun“, so Jost abschließend.