Am vergangenen Samstag war eine Delegation aus dem Gemeinderat sowie Bürgerinnen und Bürger von Zuzenhausen und umliegender Gemeinden zu Gast im Windpark Greiner Eck. Durch die aktuell laufende Ausweisung von Windvorrangflächen im Rhein-Neckar-Kreis rückt die Windkraft auch im Kraichgau auf die Tagesordnung des Gemeinderats. Daher entstand der Wunsch, sich einmal direkt vor Ort über dieses hochemotionale Thema zu informieren. Micha Jost und Julia Straus nahmen die Besuchergruppe in Empfang und händigten den Gästen gleich zu Beginn eine 4-seitige Infobroschüre aus, die alle wesentlichen technischen und planerischen Fakten zum Windpark übersichtlich darstellt. Aufgrund des großen Interesses an Führungen in den vergangenen Monaten hat die Energiegenossenschaft Starkenburg umfangreiches Infomaterial zusammengestellt.
Schon während des ca. 20 minütigen Fußmarschs vom Wanderparkplatz „Kreuzschlag“ bis zur nächstgelegenen Anlage des Parks, stelle die 20-köpfige Gruppe verblüfft fest, dass selbst im Winter, wenn die Bäume kahl sind, die Anlagen im Wald erst sichtbar werden, wenn man fast schon vor ihnen steht. Die frostigen Temperaturen gaben auch gleich Gelegenheit um auf eine wichtige Schutzvorrichtung der Windräder aufmerksam zu machen, die bei drohendem Eisansatz sofort abgeschaltet werden. Dies dient sowohl dem Schutz der Anlage, um Schäden durch Unwuchten an den Rotorblättern zu vermeiden, als auch dazu, eventuelle Gefahren durch herabfallendes Eis zu bannen.
Die Gäste hatten natürlich eine Vielzahl von Fragen im Gepäck. Von der Baustellenlogistik, über Brandschutz, Wirtschaftlichkeit, Schall, Auswirkungen auf das Grundwasser, Bürgerbeteiligung und Betriebsführung. Natürlich durfte auch das Thema Fledermausschutz nicht fehlen. Die Windräder werden automatisch abgeschaltet, wenn diese dämmerungsaktiven Tiere unterwegs sind. Hier geht es um vergleichsweise warme und relativ windstille Nächte. Mit entsprechenden Parametern wird dann für jeden Monat des Jahres ein eigener Abschaltalgorithmus für jedes Windrad programmiert. Diese behördlich verfügten Abschaltzeiten müssen jährlich auch vom Betreiber dokumentiert werden.
Einen besonderen Höhepunkt gab es dann zum Ende der Führung. Die Besuchergruppe konnte auch den Innenbereich einer Windenergieanlage besichtigen. Diese nicht alltäglichen Einblicke in die komplexe Anlagentechnik beeindruckten das Kraichgauer Publikum ganz besonders.
Hintergrund:
Der Windpark Greiner Eck, erstreckt sich auf einem Bergrücken über Neckarsteinach/Hirschhorn und besteht aus fünf modernen Windenergieanlagen (ENERCON E-115- 3 MW). Er produziert im Schnitt jährlich über 28 Mio. kWh klimafreundlichen Strom.
Fünf Jahre vergingen von der Planung bis zur Inbetriebnahme. Es war der erste Windpark im Kreis Bergstraße. Die Energiegenossenschaft Starkenburg betreibt seit 2017 dort ein eigenes Bürgerwindrad, das über eine lokale Bürgerbeteiligung finanziert werden konnte.
Die restlichen vier Windräder stehen im Eigentum der Stadtwerke Viernheim/Bad Vilbel, die das Projekt geplant und umgesetzt hatten.