Windpark Greiner Eck zieht Besuchergruppen an – allein vier Führungen im Oktober

Jahrelang fristete der Windpark Greiner Eck ein regelrechtes Dornröschen-Dasein. Nach seiner Inbetriebnahme im Jahr 2017 gab es nur vereinzelt Anfragen für Besichtigungen. Angesichts der Diskussionen um den geplanten Windpark am benachbarten Lammerskopf, hat das Interesse jedoch sprunghaft zugenommen. Der Wunsch sich aus erster Hand über die Anlagentechnik und den Praxisbetrieb eines Windparks informieren sowie etwas über die Möglichkeiten einer genossenschaftlichen Bürgerbeteiligung zu erfahren ist enorm angestiegen.

Delegationen aus Heidelberg, benachbarten Kommunen und andere Energiegenossenschaften kamen zum Greiner Eck. Darunter waren Politiker aller Colour, interessierte Bürger, Fachleute aus dem Bereich Umwelt- und Naturschutz, aber auch Windkraftgegner. Das Spektrum war vielfältig und bunt.

Es zeigte sich, dass nichts so transparent und eindrücklich Fakten vermitteln kann, wie die Realität. So staunte manche/r darüber, dass für den Windpark gar keine Schneisen durch den Wald geschlagen wurden, sondern für den Transport aller Bauteile das vorhandene Wegenetz nahezu komplett genutzt werden konnte. Auch die Tatsache, dass ein Turmfundament lediglich 3,5 m tief gründet sorgte für Erstaunen, findet man im Internet auf den einschlägigen Seiten bisweilen absurde Größenordnungen von über 30 (!) Metern.

Einen Windpark mitten in einem FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) anzutreffen und auch Wasserschutzgebiete im Areal vorzufinden, hätten viele nicht für möglich gehalten.

Den dauerhaften Verlust von ca. 0,6 ha Waldfläche pro Windrad kann man (trotz erfolgter Ausgleichspflanzungen und Kompensationen) sicherlich beklagen. Doch zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass das CO2 -Bindevermögen von Wald jährlich rund 10-15 t pro ha ausmacht. Ein Windrad am Greiner Eck pro Jahr jedoch über 2.500 t CO2 einsparen hilft, wenn damit fossile Energieträger ersetzt werden. So manche Argumentationslinie geriet angesichts dieser Fakten ins Wanken.

In Sachen Fledermausschutz galt es besonders viele Wissenslücken zu schließen. Den meisten völlig unbekannt war es, dass in den Zeiträumen, wo Fledermäuse bevorzugt fliegen, die Windräder automatisch abgeschaltet werden. Hier geht es um vergleichsweise warme und relativ windstille Nächte. Mit diesen Parametern wird dann für jeden Monat ein eigener Abschaltalgorithmus programiert. Über ein spezielles Monitoring durch Experten muss die Wirksamkeit der behördlich verfügten Abschaltzeiten auch vom Betreiber nachgewiesen werden.

Einen besonderen Höhepunkt gab es dann zum Ende einer Führung. Die Besuchergruppen konnten dann auch den Innenbereich einer Windenergieanlage besichtigen. Diese nicht alltäglichen Einblicke in die Anlagentechnik beeindruckten das Publikum ganz besonders.

Hintergrund:
Der Windpark Greiner Eck, erstreckt sich auf einem Bergrücken über Neckarsteinach/Hirschhorn und besteht aus fünf modernen Windenergieanlagen (ENERCON E-115- 3 MW). Er produziert im Schnitt jährlich über 28 Mio. kWh klimafreundlichen Strom.

Fünf Jahre vergingen von der Planung bis zur Inbetriebnahme. Es war der erste Windpark im Kreis Bergstraße. Die Energiegenossenschaft Starkenburg betreibt seit 20217 dort ein eigenes Bürgerwindrad, das über eine lokale Bürgerbeteiligung finanziert werden konnte.

Die restlichen vier Windräder stehen im Eigentum der Stadtwerke Viernheim/Bad Vilbel, die das Projekt geplant und umgesetzt hatten.