„Mutbürger“ formieren sich zu Leuchtturmprojekt – Informationsveranstaltung zum Bürgerwindrad in Ober-Beerbach am 14.04.2011 mit unerwartet hohem Zuspruch

So hatten sich die Organisatoren der Energiegenossenschaft Starkenburg (ES) ihren ersten Informationsabend nicht vorgestellt und vermutlich auch nicht all diejenigen Besucher, die pünktlich um 20.00 Uhr den Saal „Rottmansdorf“ in der Bürgerhalle Ober-Beerbach (Gemeinde Seeheim-Jugenheim), mit Kuli und Notizblock bewaffnet, betreten wollten. Der Füllstand im Raum hatte zu diesem Zeitpunkt die kritische Marke bereits erreicht und so gab es nur noch Stehplätze. Wer sitzen wollte, musste im Vorraum Platz nehmen und erlebte die komplette Veranstaltung dann als „Hörspiel“. Statt der erwarteten 60 waren knapp 120 Personen der Einladung der Energiegenossenschaft Starkenburg gefolgt.

Zunächst spannte der Ober-Beerbacher Ortsvorsteher Michael Broser (CDU) in seinem einleitenden Grußwort den Bogen von den tagesaktuellen Geschehnissen der allseits proklamierten Energiewende, hin zu einer regenerativen Energieversorgung vor Ort.

Im Anschluss gab Dipl.-Ing. Jürgen Simon von der Firma 3P-Windenergie aus Heppenheim einen umfassenden Überblick zum Projektstand der genehmigten Windkraftanlagen auf der Neutscher Höhe. Hier wurden die technischen Aspekte, aber auch die rechtlichen Sachstände umfassend dargestellt. In diesem Zusammenhang wurde auch offen über die noch bestehenden juristischen Auseinandersetzungen informiert, die mit dem Projekt noch verbunden sind. Chronologisch stellte Simon die verschiedenen Projektschritte vor. Hier wurde deutlich, dass bereits seit Jahren im kompromissorientierten Dialog mit Kommunen und Bürgern an einer optimalen Standortfindung gearbeitet wurde. Simon erinnerte auch daran, dass schon immer die Idee eines Bürgerwindrades im Raum stand: „Dieses Versprechen lösen wir heute ein“, so der Projektentwickler, der eine Inbetriebnahme des Windrades noch im Jahr 2011 anstrebt.

Im zweiten Teil des Abends erläuterte Gründungs- und Vorstandsmitglied Micha Jost die Genossenschaftsidee sowie die Möglichkeiten der Finanzierung eines Bürgerwindrades durch die Menschen vor Ort.

„Wer draufschaut soll auch den Nutzen haben“, formulierte Jost das zentrale Anliegen der Genossenschaft im Zusammenhang mit dem Windrad, das im südhessischen Raum ein echtes Leuchtturmprojekt in Sachen Bürgerbeteiligung darstellt.

Auffällig war die Konzentration, mit der die Besucher trotz der beengten Verhältnisse die beiden Vorträge aufmerksam verfolgten und die sehr sachkundigen Fragen. Zentrales Diskussionsthema war immer wieder die Sicherheit der Ertragsprognosen und der angebotene Zinssatz von 4,25% für das Projektdarlehen. Jost wies wiederholt darauf hin, dass die ES in punkto Gewinnversprechen eher zurückhaltend kalkuliert und daher ungünstige Rahmenbedingungen zu Grunde gelegt hat. „Alle was die Genossenschaft erwirtschaftet, wird verteilt. Die Mitglieder entscheiden dabei über die Höhe, wobei jeder, unabhängig von seiner Beteiligungshöhe, gleiches Stimmrecht hat“, sagte das Vorstandsmitglied, mit Verweis auf die satzungsgemäßen Statuten. Durch den Projektmix zwischen Wind- und Solaranlagen könne die ES mit jedem Projekt mehr Stabilität bezüglich der Einnahmeseite gewinnen, denn Windstärke und Sonnenstunden bestimmen letztlich die Ertragshöhe.

Jost kündigte an, dass noch im Mai das Finanzkonzept für WindSTARK1 stehen müsse und dann auch keine Reservierungen mehr möglich sind.

Am Ende des Informationsabends deckten sich die Besucher am Ausgang mit Projekt-Steckbriefen und Reservierungsbögen für WindSTARK1 ein, wobei auch hier nicht alle zum Zuge kamen, denn das Angebot war für die halbe Besucherzahl ausgelegt. Der Verweis auf die Möglichkeit die wichtigen Informationen auch über www.energiestark.de beziehen zu können, vermochte die Enttäuschung der zu kurz gekommen rasch dämpfen.

Noch lange nach Ende der Veranstaltungen wurde in Gruppen- und Einzelgesprächen Fragen und Anregungen der Besucher diskutiert. Eine davon war die Projektidee ein Darmstädter Schuldach mit einer Photovoltaikanlage auszustatten. Schüler, Eltern und Lehrer sollten dabei sowohl finanzieren und auch profitieren. Arbeitstitel gemäß der ES-Nomenklatur dafür wäre „SolarSTARK 3“.

Die Energiewende hat, zumindest im Südhessen, bereits begonnen.