So hatten sich die Organisatoren der Energiegenossenschaft
Starkenburg (ES) ihren ersten Informationsabend nicht vorgestellt und
vermutlich auch nicht all diejenigen Besucher, die pünktlich um 20.00 Uhr den
Saal „Rottmansdorf“ in der Bürgerhalle Ober-Beerbach (Gemeinde
Seeheim-Jugenheim), mit Kuli und Notizblock bewaffnet, betreten wollten. Der
Füllstand im Raum hatte zu diesem Zeitpunkt die kritische Marke bereits
erreicht und so gab es nur noch Stehplätze. Wer sitzen wollte, musste im
Vorraum Platz nehmen und erlebte die komplette Veranstaltung dann als
„Hörspiel“. Statt der erwarteten 60 waren knapp 120 Personen der
Einladung der Energiegenossenschaft Starkenburg gefolgt.
Zunächst spannte der Ober-Beerbacher Ortsvorsteher Michael
Broser (CDU) in seinem einleitenden Grußwort den Bogen von den tagesaktuellen
Geschehnissen der allseits proklamierten Energiewende, hin zu einer
regenerativen Energieversorgung vor Ort.
Im Anschluss gab Dipl.-Ing. Jürgen Simon von der Firma
3P-Windenergie aus Heppenheim einen umfassenden Überblick zum Projektstand der
genehmigten Windkraftanlagen auf der Neutscher Höhe. Hier wurden die
technischen Aspekte, aber auch die rechtlichen Sachstände umfassend
dargestellt. In diesem Zusammenhang wurde auch offen über die noch bestehenden
juristischen Auseinandersetzungen informiert, die mit dem Projekt noch
verbunden sind. Chronologisch stellte Simon die verschiedenen Projektschritte
vor. Hier wurde deutlich, dass bereits seit Jahren im kompromissorientierten Dialog
mit Kommunen und Bürgern an einer optimalen Standortfindung gearbeitet wurde.
Simon erinnerte auch daran, dass schon immer die Idee eines Bürgerwindrades im
Raum stand: „Dieses Versprechen lösen wir heute ein“, so der Projektentwickler,
der eine Inbetriebnahme des Windrades noch im Jahr 2011 anstrebt.
Im zweiten Teil des Abends erläuterte Gründungs- und
Vorstandsmitglied Micha Jost die Genossenschaftsidee sowie die Möglichkeiten
der Finanzierung eines Bürgerwindrades durch die Menschen vor Ort.
„Wer draufschaut soll auch den Nutzen haben“, formulierte
Jost das zentrale Anliegen der Genossenschaft im Zusammenhang mit dem Windrad,
das im südhessischen Raum ein echtes Leuchtturmprojekt in Sachen
Bürgerbeteiligung darstellt.
Auffällig war die Konzentration, mit der die Besucher trotz
der beengten Verhältnisse die beiden Vorträge aufmerksam verfolgten und die
sehr sachkundigen Fragen. Zentrales Diskussionsthema war immer wieder die
Sicherheit der Ertragsprognosen und der angebotene Zinssatz von 4,25% für das Projektdarlehen.
Jost wies wiederholt darauf hin, dass die ES in punkto Gewinnversprechen eher
zurückhaltend kalkuliert und daher ungünstige Rahmenbedingungen zu Grunde
gelegt hat. „Alle was die Genossenschaft erwirtschaftet, wird verteilt. Die
Mitglieder entscheiden dabei über die Höhe, wobei jeder, unabhängig von seiner
Beteiligungshöhe, gleiches Stimmrecht hat“, sagte das Vorstandsmitglied, mit
Verweis auf die satzungsgemäßen Statuten. Durch den Projektmix zwischen Wind-
und Solaranlagen könne die ES mit jedem Projekt mehr Stabilität bezüglich der
Einnahmeseite gewinnen, denn Windstärke und Sonnenstunden bestimmen letztlich
die Ertragshöhe.
Jost kündigte an, dass noch im Mai das Finanzkonzept für
WindSTARK1 stehen müsse und dann auch keine Reservierungen mehr möglich sind.
Am Ende des Informationsabends deckten sich die Besucher am
Ausgang mit Projekt-Steckbriefen und Reservierungsbögen für WindSTARK1 ein,
wobei auch hier nicht alle zum Zuge kamen, denn das Angebot war für die halbe
Besucherzahl ausgelegt. Der Verweis auf die Möglichkeit die wichtigen
Informationen auch über www.energiestark.de beziehen zu können, vermochte die
Enttäuschung der zu kurz gekommen rasch dämpfen.
Noch lange nach Ende der Veranstaltungen wurde in Gruppen-
und Einzelgesprächen Fragen und Anregungen der Besucher diskutiert. Eine davon
war die Projektidee ein Darmstädter Schuldach mit einer Photovoltaikanlage
auszustatten. Schüler, Eltern und Lehrer sollten dabei sowohl finanzieren und
auch profitieren. Arbeitstitel gemäß der ES-Nomenklatur dafür wäre „SolarSTARK
3“.
Die Energiewende hat, zumindest im Südhessen, bereits
begonnen.